5. Tag, (04)Obererbs-Braunwald (Richetlipass)

Wetter: sonnig, tw. bewölkt.
Ich starte von der Skihütte (09:00). Gut, dass ich von hier los kann.
Im Tal knallt es. Vielmehr ist es ein dumpfes Grollen. Die Armee schiesst zu Übungszwecken mit ihren Panzern. Nach wenigen Metern treffe ich auf die Schiesswache. Ich solle einfach nicht die markierten Wege verlassen, meint er. Wir reden noch etwas, dann kommt der erste von zwei Anstiegen heute. Jede Menge Vögel hier ganz hinten im Tal. Alpendohlen?

Der erste Anstieg ist geschafft. Es bietet sich ein toller Blick über die Wichlenmatt, das Hochmoor, bis zur Passhöhe. Hab jetzt schon richtig Durst. Aber ich muss das Wasser gut einteilen, denn der Wirt der Hütte konnte mir nicht sagen, ob es Trinkwasser gibt auf der Wichlenmatt. Dort angekommen gibt es zwar einen Wasserhahn, aber das Signet sagt ‚Trinkbecher durchgestrichen‘. Kein Vergleich zu den vorangehenden Wanderungen. Da war immer ein Brunnen, wenn ich brauchte.
Dann steile Hang zum Richetlipass. Zum Schluss gehe ich nur noch in Minischritten – so steil ist’s hier. Links oben treten Schafe Steine los. Was machen die da oben? Hat doch genug Gras unten.
Die Mühen werden nun belohnt mit einem sensationellen Ausblick von 2261 Metern über Meer.

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Blick nach Westen. Unten das einsame Durnachtal.

Sonst ist keiner hier. Seit einer Stunde hab ich niemanden mehr gesehen. Doch Halt! Da rollen Steine hörbar den Hang hinunter. Nur weil es sich bewegt hat, erkenn ich ein Tier. Schnell das Fernglas rausgesucht. Ein etwa 4-5 jähriger Steinbock grast da oben. Und über diesem noch einer, der sich nicht bewegt hat. Ich bin gar nicht alleine. Da die Sonne schön scheint und ich einen windgeschützten Platz finde, mache ich hier gleich Mittagspause. Nach ca. 45 Minuten kommen Leute. Ich wollte eh gerade gehen…

Der Abstieg ist für 1 Stunde nochmals sehr steil, aber schön. Immer noch kein Brunnen. Ich trink den Rest, denn unten kommen Höfe. Die restlichen 2 Stunden sind schön, einsam und ruhig. Ich koche Kafi und geniesse die Aussicht nach Braunwald etwa auf meiner Höhe, ganz unten wird wohl Linthal liegen. Die restliche Strecke führt dem Durnagelbach entlang. An einer Stelle ist auf das Unglück von 1944 hingewiesen.
Eine sehr schöne Passwanderung geht zu Ende und wahrscheinlich die schönste Etappe bisher.

Ich erreiche Linthal (16:15) und kaum unten angekommen fahre ich mit der Standseilbahn wieder hoch nach Braunwald. Der Ausgangspunkt für den kommenden Tag. Ich finde im Adrenalin Backpacker Hostel ein Bett im 6-er Dorm (29 CHF + 8 CHF Frühstück). Genau, keiner sonst im Zimmer. Eine Küche gibt es hier. Na dann koch ich Nudeln mit Tomatensauce, der Dorfladen ist nämlich noch offen. Das wäre aber zu langweilig. Das gewisse Etwas kriegen die Nudeln mit einer grossen Portion Elmer Alpkäse (der Rezente von 2013) drübergerieben. An der Bar treff ich später auf einen Österreicher. Er untersucht die Holzmasten der Swisscom Festnetz-Telefonleitungen, ob sie nicht morsch sind.

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