21. Tag (19) (Col de Chaude-Montreux)

Um 5:30 klingelt der Wecker nebenan. Alle helfen nun beim Melken. Respekt hab ich vor der Arbeit hier oben. Arbeitszeiten von 5:30 bis 19:30, kein Wochenende. Ich bleibe noch liegen bis um 6. Das Frühstück habe ich mir auf 6:30 gewünscht, damit ich um 7 los kann.

Als ich die Küche betrete ist das Feuer bereits an. Zunächst wird nur Wasser in der kleinen Chaudière heiss gemacht um damit alle Gefässe zu reinigen. Während dessen läuft die Milch in den grossen Kupferkessel. Das ist die „traite directe“. Die in diesem Moment gemolkene Milch kommt ohne Umwege, ohne Zwischenlagern, ohne Behandlung direkt vom Stall hier in den Kessel.

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Früh morgens beginnt die Käseherstellung auf offenem Feuer.

Der Tisch ist für mich gedeckt. Da stehen: Der L’Etivaz Käse, ein Tomme, ein Ziger nature und ein Ziger mit Kräutern (genannt le petit chaude). Alles aus eigener Produktion. Keine Butter? Nein, eines dieser grossen Holzgefässe steht auf dem Tisch. Der „Eimer“ ist bis oben gefüllt mit crème double (Doppelrahm). Diese kommt auf die Brotscheibe. Huguette hat sie soeben von der abgekühlten Milch von gestern abgeschöpft. Da könnt ich mich ja tot schlabbern…

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L'Etivaz, Tomme, Ziger aus eigener Produktion.

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Grosser Behälter mit crème double.

Mit so viel Fett und Kohlenhydraten gestärkt kann es jetzt ja losgehen. Leider regnet es. Nicht stark, aber ständig, bis ich auf den Rochers de Naye bin. Zum ersten Mal benutze ich den Regenponcho. Der ist zwar dicht, nur flattert das unförmige Ding bei starkem Wind an exponierten Stellen umher. Ich komme bei der Bergstation an und es zeichnet sich Besserung ab.

Also zuerst die nassen Sachen wechseln. Dann geh ich den Gipfel geniessen und die Aussicht von über 2000 M.ü.M. auf den Genfersee. Ein  tolles Gefühl, vor allem auch der Blick zurück über Hunderte von Gipfeln. Hier mach sogar ich ein doofes Selfie.

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Doch der Abstieg um über 1700 Höhenmeter kommt noch! Dieser wird in die Beine gehen und ich nehme mir fest vor nicht übermütig und unkonzentriert zu sein. Nach der halben Strecke bin ich in der Zivilisation. Lange Treppen und Wege führen steil hinunter. Die letzten Stufen – juhuuu! Das Städtchen gefällt mir und ich laufe zum Seeufer. Da halte ich meine heissen, geschundenen Füsse in den kühlen Genfersee.

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Schön war’s!

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